Aneurysma Behandlung, Aneurysma Arzt
Bauchhauptschlagader, Beckenschlagader
aorta abdominalis, arteria iliaca
Die Bauchhauptschlagader, genannt auch Bauchaorta (Latein: aorta abdominalis) und die Beckenschlagadern, Iliakalarterien (Latein: arteriae iliacae) (rechts und links) sind große Gefäße die das mit Sauerstoff und Nahrungsstoffen versehrtes Blut in den Bauchraum, Beckenregion und in die Beine führen. Diese Gefäße befinden sich im hinteren Anteil des Bauch- Beckenraumes in der Nähe der Wirbelsäule hinter dem Beuchfell (retroperitoneal). Am häufigsten wird die Bauchaorta unterhalb der Abgänge der Nierenarterien (infrarenale Aorta) sowohl von der Verschlußkrankheit wie auch von der Aneurysmabildung betroffen. Es können allerdings auch die Engeweidenschlagadern (Viszeralarterien) von diesen Krankheiten beschädigt werden.
Was ist ein Aneurysma?
Ein Aneurysma ist eine umschriebene Erweiterung der Schlagader. Die Aorta (Bauchhauptschlagader) hat im normalen Zustand einen Durchmesser von bis zu 2,5 cm. Das Durchmesser der Beckenhauptschlagader (arteria iliaca comunis) sollte 1,5 cm nicht überschreiten.
Welche Gefahren gehen von einem Aneurysma aus?
Ein Aortenaneurysma oder Beckenarterienaneurysma kann platzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Aneurysma platzt, hängt von Größe und Form der Aufweitung ab. Beträgt das Bauchaortenaneurysma (BAA) weniger als 5 cm im Querdurchmesser, ist die Gefahr gering. Ab 5 cm steigt das Risiko drastisch an. Ab 6 cm Durchmesser beträgt das Risiko eines Platzens (Ruptur) 15% pro Jahr. Im Falle einer Ruptur erreichen 90% der Patienten das Krankenhaus nicht mehr. Von den 10% der operierten Patienten überlebt nur jeder Zweite. Geplante offene Operationen haben hingegen ein Risiko von nur 3 bis 5%.
Welche Beschwerden verursacht ein Aortenaneurysma?
Das Aortenaneurysma oder Iliaka Aneurysma verursacht in der Regel kaum Schmerzen. Einige Patienten spüren im Liegen eine Pulsation im Bauch oder Unterbauch “Herz im Bauch“. Im Falle der Ruptur klagen die Patienten über starke Bauch- und Flankenschmerzen die in den Rücken und oder Leiste ausstrahlen. Es kommt rasch zum Kreislaufzusammenbruch.
Was sind die Ursachen für die Entstehung von Bauchaortenaneurysmen?
Die Ursachen der Entstehung eines Aortenaneurysmas sind noch weitestgehend ungeklärt. Durch Degeneration der Arterienwand kommt es zur Aufweitung. Langjähriger Hypertonus (erhöhter arterieller Blutdruck) und chronische Lungenerkrankungen spielen in der Entstehung eine Rolle. Es wurde eine familiäre Neigung beschrieben. Das männliche Geschlecht wird häufiger davon betroffen. 2-5% der Bevölkerung haben ein Aortenaneurysma. Die Häufigkeit in den höheren Altersgruppen (ab dem 65 Lebensjahr) nimmt zu.
Wie kann ein Bauchaortenaneurysma festgestellt werden?
Klinisch ist es nur bei schlanken Patienten zu tasten. Die wichtigste Untersuchung ist der Ultraschall. Diese einfache Untersuchung reicht in der Regel zur Diagnosestellung. Bei einem Durchmesser größer als 4,5 cm werden zusätzliche diagnostische Maßnahmen eingeleitet: die Computertomographie und gegebenenfalls eine Gefäßdarstellung (Angiographie, DSA) oder Kernspinntomographie (MRT).
Wie wird ein Bauchaneurysma behandelt?
Abhängig von Form und Größe des Aneurysmas gibt es 3 Behandlungsmöglichkeiten
– Ultraschallkontrollen in 3-4 monatigen Abständen bei kleinen Aneurysmen
– Minimalinvasive Ausschaltung (endovaskuläre Therapie)
– Offen chirurgische Ausschaltung
Bei der endovaskulären Therapie (Aortenendostent, EVAR) werden über die operativ freigelegten Leistenschlagadern unter Röntgenkontrolle Stent- Prothesenimplantate bis zum Aneurysma vorgeschoben. Diese Methode ist schonender als eine offene Operation. Leider ist nicht jedes Aneurysma für diese Therapie geeignet. In 20% der auf dieser Weise versorgten Patienten müssen noch später wegen Komplikationen zusätzliche Maßnahmen durchgeführt werden. In manchen Fällen muss zusätzlich eine offene Operation durchgeführt werden.
Bei der offenen Ausschaltung wird die Bauchschlagader freigelegt, das Aneurysma eröffnet und eine Prothese (Rohr- oder Y- Prothese eingesetzt). Diese Operation kann auch in bestimmten Fällen ohne Eröffnung der Bauchhöhle (Flankenschnitt) erfolgen. Der Eingriff ist schonender und die Mobilisation nach der Operation ist leichter. Die Rückkehr zum normalen Leben (Essen, Trinken und orale Medikamenteneinnahme ist am 1. bis 2. Tag möglich.
In der Regel werden Sie zwischen dem 8.und 10.Tag nach der Operation entlassen. Bei der endovaskulären Ausschaltung ist die Entlassung bereits am 6 Tag möglich.
Nachsorge
Bei Auftreten ff. Symptome sollte der Arzt informiert werden:
- Fieber (>38°C)
- Veränderungen der Operationswunde (Rötung, Schwellung)
- kühle Beine
- Rücken- oder Bauchschmerzen
- Übelkeit, Brechreiz, Bluterbrechen, Bluthusten und Luftnot
- Blut im Stuhl
Bitte setzen Sie keine in der Klinik verordneten Medikamente selbstständig ab. Bei Unverträglichkeit wenden Sie sich an Ihren Hausarzt
Nach einer endovaskulären Ausschaltung ist alle 6 Monate eine Ultraschalluntersuchung notwendig.
Autor: Dr. Andreas Franczak, Facharzt für Chirurgie, Gefässchirurgie und Visceralchirurgie