Was ist das diabetische Fußsyndrom (DFS)?
Dies ist eine häufige und schwere Komplikation der Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus). In Österreich gibt es etwa 300 000 Menschen die zuckerkrank sind.
Beim DFS treten schlecht heilende Wunden an den Füßen oder Fußgeschwüre auf. Etwa 50 % aller Amputationen, die nicht durch einen Unfall verursacht wurden, betreffen Patienten mit Diabetes mellitus. Das Amputationsrisiko ist bei Diabetikern mindestens 15fach höher als bei Nicht-Diabetikern. Jede vierte Einweisung eines Diabetikers in ein Krankenhaus erfolgt aufgrund des diabetischen Fußsyndroms.
Wie entsteht das DFS?
Chronische Wunden beim Diabetischen Fußsyndrom heilen nur schwer ab und können über Monate fortbestehen. Sie infizieren sich häufig, weil sie über längere Zeit unentdeckt und daher ungeschützt bleiben. Diabetes setzt die Fähigkeit des Körpers herab, bakterielle Angriffe abzuwehren. Infektionen und Wundfäule (Gangrän) sind die Hauptursachen für Amputationen bei Diabetikern. Ein diabetisches Fußgeschwür (ulcus) kann aus jeder noch so harmlosen Verletzung der Haut entstehen. Die Hauptursache für diabetische Fußverletzungen ist unpassendes Schuhwerk. Weitere Ursachen sind Verbrennungen z. B. durch Wärmflaschen, Verletzungen durch Barfuß Gehen oder Hautschäden infolge von Fußpilz, Fremdkörpern im Schuh. Ein Nicht-Diabetiker spürt sofort eine solche Verletzung und wird die verletzte Stelle durch Nichtbelasten schonen, Fremdteile sofort entfernen. Die Verletzung wird innerhalb weniger Tage heilen. Ein Diabetiker aber kann durch seine Nervenschädigung (Neuropathie) diese Verletzung nicht sofort wahrnehmen.
Welche Formen des diabetischen Fußsyndroms gibt es?
Das DFS wird in 3 Formen, ausgehend von der Ursache dieser Erkrankung, unterteilt. Es gibt die neuropathische, die ischämische und die gemischte Form.
Die Nervenschädigung verursacht eine so genannte neuropathische Prägung. Die Form der Füße verändert sich durch die Neuropathie. Zehen werden krallenförmig und reiben gegen die Schuhe. Schuhe, die vorher hervorragend gepasst haben, verursachen auf einmal Wunden (Ulzerationen) oberhalb der Zehengelenke. Ist eine Wunde erst einmal entstanden, ist die Gefahr einer Infektion bei schlecht behandelten Diabetikern groß, weil hohe Blutzuckerspiegel zu einer erniedrigten körpereigenen Abwehr führen. Eine Infektion kann die Wundheilung von Wochen wieder zunichte machen. Eine zusätzliche Durchblutungsstörung behindert außerdem den Heilungsprozess. Deshalb kann aus jeder noch so kleinen Verletzung ein chronisches, diabetisches Fußgeschwür werden, das oft in einer Amputation endet. Am Anfang steht jedoch oft die Verletzung des Fußes. Die fortgeschrittene Form mit Zerstörung der Fußarchitektur wird diabetische Osteoarthropathie (Charcot Fuß) genannt.
In der ischämischen Form des DFS führen Verengungen und Verschlüsse von großen Gefäßen der Beine zu Durchblutungsstörungen. Beim Diabetiker sind typischerweise die Arterien der Unterschenkel betroffen, während die Oberschenkel und Fußarterien oft von den Veränderungen frei bleiben. Die Füße und Zehen werden aber nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Man spricht von peripherer Gefäßkrankheit. Durchblutungsstörungen sind bei etwa 20% der Betroffenen Hauptursache eines Diabetischen Fußsyndroms. Weitere 20 bis 30% der diabetischen Fußschäden sind auf gemeinsam auftretende Störungen der Nerven und der Durchblutung zurückzuführen (gemischte: neuropathisch-ischämische Form). Die meisten diabetischen Geschwüre, die einer Gefäßerkrankung zugeschrieben werden, treten an den weit vom Herz entfernten Teilen des Fußes auf, wie z. B. an den Zehen. Folgende Merkmale hat ein ischämischer Fuß: kalte, blasse oder bläulich verfärbte, pergamentartige Haut, Verletzungen und drückende Schuhe tun weh, Wadenschmerzen beim Gehen, Linderung durch Stehen bleiben.
Wie ist die Behandlung bei der neuropathischen Form?
Hier ist außer der unerlässlichen Einstellung des Blutzuckers eine spezielle Aufmerksamkeit auf Vermeidung von Druckstellen beziehungsweise Verletzungen der Füße notwendig. Aufgrund der schlechten Wahrnehmung möglicher Hautschäden ist ein Barfuß Gehen verboten. Außerdem ist hier ein für diese Erkrankung spezielles Schuhwerk erforderlich. Manchmal sind orthopädische Umstellungsoperationen an den Knochen zur Abwendung von Druckstellen nötig.
Wie wird die ischämische und gemischte Form des DFS behandelt?
Die Durchblutungsstörungen die zum Diabetischen Fußsyndrom führen, können je nach Schweregrad und Lokalisation entweder operativ oder wenig belastend im Inneren des Gefäßes durch einen aufblasbaren Ballon (PTA – Perkutane Transluminelle Angioplastie) behandelt werden. Wenn die Verschlussstrecke lang ist, kommt dann oft nur eine Operation infrage. Hierbei ist die Umleitung des verschlossenen Gefäßes durch einen so genannten Bypass häufig nötig. Aufgrund der Tatsache, dass die Anschlussstelle oft nur am körperfernem Unterschenkel oder Fuß geeignet ist, führt die Verwendung von eigenen Blutadern (Venen) zu den besten Ergebnissen bei Bein-Erhaltungen von bis zu 80% in 5 Jahren nach erfolgter Operation. Hierfür ist eine mikrochirurgische Technik mit Verwendung von Lupenbrille und speziellen Mikroinstrumenten erforderlich.
Auteur: Dr. Andreas Franczak